| E marte, 30.12.2014, 04:09 PM |
(Dedë
Preqi, Einsamkeitserfahrung/Përvoja e vetmisë, Übersetzungen/Përktheu: Renate
Müller, Amanda Edit Verlag, Bukuresht 2014)
BIBLIOGRAPHIE
Dedë Preqi, 1955 geboren, im Dorf Doblibare (BallëDrini),Gemeinde Gjakovei (Republik Kosova). Er besuchte die Grundschule in seinem Heimatdorf, das Lyzeum in Klina, studierte die albanische Sprache und Literatur bei SHLP in Gjakova. Seine erste Gedichte erschienen 1975 in der Zeitschrift "Shëndeti“, danach wurde er (unter Pseudonym) vorgestellt in "Zëri i Rinisë", „Pionieri“, „Rilindja për fëmijë”, “Gazeta e Pionierëve”, “Drita”, “Republika”, so wie auch in der Zeitung „Bota sot”. Seit 1981 lebt und schreibt er in der Schweiz. Schreibt Gedichte und Prosa. Inzwischen, hat er seinen Platz in der albanischen Literatur und im Gedächtnis der Leser, er veröffentlichte sechs Bücher für Kinder und Erwachsene, Widmungen an Mutter Tereza, Kreationen für seinen Geburtsort und für jede Handbreit Erde in Kosova.
Literarische Bibliographie: „Das Leben atmet erneut” (Edition des Autors, Gjakova, 2004), „Wenn die Sonne erwacht” (Gedichte für Kinder, Gjakova, 2007), „Ich bin es” (Gedichte, Gjakova, 2007), „Du warst ein Befehl, Poesie” (Mutter Tereza gewidmet, Literaturkreis “Gjon Nikollë Kazazi”, Gjakova, 2011), „Farbendurst“ (Gedichte, Gjakova, 2011), „Großvater und Adonis“ (Gedichte für Kinder, Gjakova, 2011), „Meinem Dorfe Ballë Drini” (Literaturkreis “Gjon Nikollë Kazazi”, Gjakova, 2011), „Tränensegen” (Gedichte in rumänisch und albanisch, Bukarest, 2012), „Heimatstränen” (Publizistik, Bukarest, 2013), „Meditationen aus dem Exil” (Publizistik, Bukarest, 2013), „Alarm aus dem Exil” (Publizistik, Bukarest , 2013), „Ein Ende ohne Punkt” (Gedichte, Bukarest 2014), „Einsamkeitserfahrung” (Gedichte in deutscher Sprache, Bukarest, 2014).
Një cikël me 10 nga 67 poezitë e përkthyera:
DER TRÄNENSEGEN
(Bekimi i lotëve)
Ich will dich mit Tränen
Mit Exiltränen
Sagt mir mein Herz
Gesegnetes Kosova.
Die Verbannung brennt
Bannt nicht meine Sehnsucht
Ich bin der Fels der Zeit
Mit dem Tränensegen.
Mit Tränen in den Augen
Werde ich sterben
Mein Kosova
Nur für dich.
SCHWEIZ
(Zvicra)
In der Mitte der Meere
Aus Donnerblitzen
Bist du eine heilige Insel.
Du bist der Herd der die Freiheit gebiert
Gesegnete teure Erde,
Die Quelle des Lichtes das immer noch
Rein und einzigartig strahlt in der Welt
Ein Land das große Wunden heilt
Und die Armut verkleinert.
Aus den hohen göttlichen Bergen
Rinnen klare Wasserfälle
Die Friedensmilch ausschütten.
An jeder Ecke schlagen die Glocken,
In jedem Herzen sprießt das Schicksal,
Jeder Erdfleck wird
Von Menschenhand berührt,
Dass ist dein Segen.
SCHRITTE ZUM LEBEN
(Hapat e jetës)
Das Leben misst sich mit dem Schritt,
Zwei vor, danach rutscht du drei zurück.
Mit geschlossenen Augen
Kannst du die Existenz nicht abmessen
Wenn sie nicht im Zeitrhythmus schreitet,
Das Leben verkehrt sinnlos, ohne Steuerrad.
Benebelt, mit offenen Augen,
Lehnst du dich an die Wand:
Die Spuren bleiben zurück,
Grabinschrift in Stein geschrieben
Der Mensch kann
Seine Schritte nicht zählen nur
Wenn du deinen Gang verlangsamst,
Eines Tages, an der Haltestelle...
DAS STAMPFEN DES LEBENS
(Troku i jetës)
Auf den Lebensspuren
Setzen wir unser Trampeln fort;
Die Erinnerungen wechseln ihre Farben
Vor unseren Augen.
Ich bete dass die Erinnerungen wiederkehren,
Doch alles bricht sich in einem stummen Warten.
Nur die eingeschlafene Angst bleibt zurück.
Die Berge küssen sich in der Weite
Freundlich vereint das Auge die Gipfel.
Jung stirbt der Mensch
Ein anderer setzt seinen Weg fort.
DER WANDERER
(Shtegtari)
Du startest zufällig
Deinen Weg,
Durch den Nebel.
Mit der Zeit
Verwandelst du dich
In einen Vogel.
Du stillst den Durst der Stirn
In dem du die Sonne küsst.
Linderst die langen Wege
Mit wenigen Hoffnungsfäden;
Stein und Baum verschmelzen
Zu einem Tropfen aus Tau.
DER MONOLOG DER MUTTER
(Monologu i Lokës)
Mit Mutters süßem Gesicht,
mit den Söhnen und Töchtern dieser Erde,
werden die Wandervögel zurückkehren.
Sie wartet mit unerloschener Sehnsucht,
Langeweile verbrennt ihre Seele,
an der Hausschwelle lernte sie
die Angst zu verjagen,
sie will nicht sterben.
ICH GING
(Dola)
Beladen, bestirnt mit dem Himmel im Rücken,
schenkten mir die Wege Schmerz,
ich liebkoste die stummen Steine, bat sie,
den Durst, die Stille nicht zu verwünschen...
Tränen an Wimpern ließen mich nicht erblinden,
unter dem Wasserfall gärte ich die Masse,
mit Regenwasser klärte ich meine Augen,
das Feuer trocknete sie, die Sehnsucht der Kinder.
DER ARBEITER
(Punëtori)
Trägt in den Muskeln das Handwerk,
rückt Brücken zusammen mit den Armen,
mit Metallblätterfingern
sucht er Perlen in der Sonne.
In den Augen hält er das Blitzlicht,
im Herzen den völlig starken Motor,
zerbricht Berge und dunkle Täler,
verändert mit Wundern die Welt.
IRGENDWO WEIT WEG...
(Diku largë…)
Irgendwo, weit, weit weg,
im Herzen des Sonnenuntergangs,
schleift sich der Stein ab,
altert die Eiche.
Tief, irgendwo, tief,
im Rückenmark
schlägt der Hammer,
unsichtbar,
jährlich,
einen Nagel ein.
Weit, irgendwo, weit weg
in der Tiefe der Welt,
lässt dich das Grab
nicht eintreten.
Niemals wirst du eine Taube.
WIR SCHMELZEN
(Tretëm)
Manchmal, drehe ich mich
im Schlaf um, zerschlagen,
mit müdem Körper.
Ich bete die Erinnerung an,
wenigstens heute Abend,
nicht zu sterben...
Ich arbeite den Stammbaum auf,
alle Familienmitglieder,
der Reihe nach bis zum Morgen.
WILLKOMMEN IN GOETHES SPRACHE HERR PREQI!
(Wenn die Worte aus dem Fleisch der Tage mit Heimatsgeschmack beißen)
Es gibt verschiedene Arten ein Band dieses Typs zu lektorieren. Eine davon ist, mit den Augen der Worte jenseits der Theorien, ,,Entwicklungen’’ und Analysen zu blicken. Wenn du das machst, dann wirst du vielleicht nachdenken, dass es Menschen sind die aus unterschiedlichen Gründen von zu Hause weggehen mussten, seien sie aus ökonomischer Sicht oder anderer Natur. Andere bleiben körperlich weit weg von zu Hause, jedoch mit der Seele sind sie immer in der Heimat. Manchmal schreiben sie aufs Papier, in einer oder anderer Form, die Seelenschritte durch die Heimaterde, während sie arbeiten und gedanklich und körperlich im Adoptivland sind.
Dedë Preqis Fall ist sicherlich kein Einzelfall, aus dieser Sicht auch nicht zwischen den Albanern, die ein besseres Leben suchten außerhalb der Grenzen. Vielleicht wiegt die Tatsache, dass er schon in der Heimat publizierte, wer weiß? Immerhin, seine Worte aus dieser Auslese, passender oder wenig geschliffener auf Papier gesetzt, näher oder weiter entfernt von einem bestimmten Niveau, sind, tatsächlich, die Spuren der Seelenschritte dieses Menschen der wegging, der ein von Erinnerungen zerrissenes Leben hat, von Gedanken an Zuhause. Das heißt aber nicht das er keine Gedichte schreibt die ein anspruchsvolles kritisches Auge befriedigen könnten, oder das er nicht manchmal, die genaue Buchstabenfarbe findet für kunstvolle Ausdrücke, in den Augenblicken in denen ,,die Erinnerungen an der Wand hängen'' und ,,die Sehnsucht wie ein Baum wackelt''. Oder in den Augenblicken wenn er den Sinn in den Worten ,,Ferne'', ,,Reisender'' oder ,,Zuhause'' sucht, die öfter als andere Worte unter seiner Feder erscheinen.
Folglich, ist Kosova ein ,,heiliger Altar'', in dem ,,das Böse immer wieder aufreißt'' und ,,das Gute in Monumenten ersprießt''. Wenn er irgendwann ,,Fremd'' wird? - ,,der Vater meines Großvaters hieß Ilir/diesen Namen werde ich niemals ändern'', schreibt der Autor. Es gibt Menschen die das Wort ,,Ferne'' mehr erdrückt als die Erde. Vielleicht geht es dem Autor dieser Textauslese genauso, der sagt: ,,das Exil verbrennt mich/doch vertreibt meine Sehnsucht nicht''. Dann ist das Leben ,,so hungrig, dass/es Berge verschlingt/mit allen zerstückelten Felsen'', in den Augenblicken in denen du weißt, dass ,,der Teig eingeweicht wird mit Tränen''. Und all dies ,,Für eine Faust voll Erde/die uns mit dem Grab vereint''. Es gibt noch das Rinnen der Zeit, das erdrückt, verletzt, unheilbare Wunden hinterlässt, doch auch der gewisse Verständnissdruck den jeder abwiegt mit eigenen Maßstäben an denen die Sinnschwere hängt. Des Lebens. Der Freiheit, (ein Gedicht das eine Vision von allem weiter oben gesagtem zeugt, vielleicht, ist es auch ,,Freiheit''). Der Ferne. Der Welt, die, siehe, in seiner Vision, nun ,,groß wie ein Fenster ist/durch das die Menschen kommen und gehen''. Es gibt sicherlich noch viel mehr zu sagen.
Ich habe Menschen die mir nahe stehen, die über Grenzen gingen und ich versuche manchmal mir vorzustellen was sie denken, wie sie das verrinnen der Tage sehen, wie die Nacht riecht, wie das Brot in Erinnerungen glänzt... Vielleicht dann wenn ,,die Nacht/in das Gelächter des Tages beißt'' und ,, der Tisch sich mit Worten füllt'' und Dedë Preqi, der in die Schweiz gegangene Kosovaner, an ,,Zuhause'' denkt, wenn er Zeilen wie diese schreibt, die ich wog und las wie eine Spiegelung der Sehnsucht eines Menschen weit weg von Zuhause. Doch, jetzt, denke ich an diese Sachen – an die Menschen die sich auf Wege begeben, deren Staub von Nebel betäubt ist, und die, mit der Zeit zu Vögeln werden, die ihren Denkdurst mit Erinnerungen stillen, während sie eine Sonne aus Ferne küssen. Willkommen in der Sprache Goethes, Herr Preqi!
Marius Chelaru
(Übersetzungen: Renate Müller)