ALMIRE BRAHIMI AUS KENZINGEN

Einsatz für Integration und Völkerverständigung

15 engagierte Menschen hat die Landesregierung in ihre Bürgerdelegation zu den Feierlichkeiten am Tag der deutschen Einheit eingeladen. Almire Brahimi (20) aus Kenzingen ist eine von ihnen.

KENZINGEN. Zusammen einzigartig – unter diesem Motto stehen die großen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am Mittwoch und Donnerstag in Stuttgart. Wie jedes Jahr laden die Bundesländer zu den offiziellen Feierlichkeiten und dem großen Bürgerfest je 15 Personen ein, die sich ehrenamtlich für die Gesellschaft engagieren. Die Mitglieder dieser Bürgerdelegationen sind beim ökumenischen Gottesdienst und beim Festakt live dabei und treffen auf ranghohe Politiker, unter anderem Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bundespräsident Joachim Gauck. Eine von ihnen ist Almire Brahimi aus Kenzingen.

Geboren 1992 im Kosovo, floh sie als Fünfjährige zusammen mit ihren Eltern nach Deutschland. 2012 machte sie Abitur am Gymnasium in Kenzingen, im Oktober beginnt sie ein Studium der Politikwissenschaft an der Universität Mannheim.

Seit ihrem 15. Lebensjahr engagiert sich Almire Brahimi sozial, besonders im Bereich Integration und Völkerverständigung: Seit Jahren arbeitet sie ehrenamtlich unter anderem für den Jugendmigrationsdienst in Emmendingen und den Emmendinger Verein "Die Sterne Kosovas e.V.". Der Verein organisiert Projekte, um Menschen verschiedener Kulturen zusammenzubringen, aus Deutschland, dem Kosovo und anderen Ländern. "Verständigung", sagt Brahimi, "ist das Wichtigste für gelungene Integration."

Ein persönliches Anliegen für sie ist die Organisation "Wahlkreis 100%". Diese Freiburger Organisation tritt für das Wahlrecht für Migranten ein und führt symbolische Wahlen für all diejenigen durch, die laut deutschen Gesetz nicht einmal bei Kommunalwahlen mitbestimmen dürfen: nicht eingebürgerte Migranten aus Nicht-EU-Ländern. "Dabei ist gerade das kommunale Wahlrecht wichtig, weil es unmittelbar mit dem Leben der Menschen zusammenhängt", ist Almire Brahimi überzeugt.

Für sie hat das Problem auch eine persönliche Dimension: Obwohl sie seit 15 Jahren in Deutschland lebt und sich seit ihrer Jugend stark gesellschaftlich engagiert, erhielt sie erst vor einigen Monaten die deutsche Staatsbürgerschaft. "Die Leute kommen ja nach Deutschland, weil sie sich dieses Land ausgesucht haben und Teil seiner Gesellschaft sein wollen, und deshalb muss man ihnen auch das Recht geben, sich zu beteiligen." Almire Brahimi will sich beteiligen. Im August nahm sie an der Jungen Islam Konferenz teil – ein Projekt, das sich als Forum für Diskussionen über die Rolle junger Muslime in Deutschland versteht. Teilnehmen kann jeder, ob Muslim, Christ oder Atheist, ob mit Migrationshintergrund oder ohne. Es geht um die Probleme muslimischer Jugendlicher in Deutschland, die Rechtssituation, Diskriminierung und Stereotypen. Das Ziel: Einen Zustand der Normalität etablieren, in dem Menschen mit Migrationshintergrund und Muslime nicht mehr als "die Anderen" wahrgenommen werden.

Solches Engagement muss belohnt werden. Das dachten sich wohl auch die Verantwortlichen im Staatsministerium Baden-Württemberg und luden Almire Brahimi zur Feier des Tags der Deutschen Einheit nach Stuttgart ein. "Es ist für mich eine große Ehre", sagt Brahimi, "und auch ein Ansporn. Außerdem finde ich es schön, dass man für persönliches Engagement auf diese Weise belohnt wird."